Rohrbacher Straße 18, 69115 Heidelberg

 

         Familie Kaufmann und Alfred Flor

         Karoline Kaufmann  (1868 - 1950)

         Albert Kaufmann  (1907 - 1942)

         Ludwig Kaufmann  (1911 – 1945 für tot erklärt)

         Gerda Kaufmann  (1913 – 1945 für tot erklärt)

         Alfred Flor  (geb. 1920)

 

Im Haus Rohrbacher Straße 18 lebte Karoline Kaufmann mit ihren Söhnen Albert und Ludwig, mit der Schwiegertochter Gerda und ihrem Enkel Alfred Flor (dem Sohn ihrer Tochter Elsa).

 

 

Karoline Kaufmann, geb. Hess, wurde am 27.10.1868 in Birstein/Hessen geboren; sie war verheiratet mit Aron Kaufmann, aber schon seit 1915 Witwe. Das neben­stehende Bild zeigt sie zusammen mir ihrem Enkel Hans Flor. Am 22. Oktober 1940 wurde Karoline Kauf­mann mit ihren Söhnen und der Schwiegertochter nach Gurs deportiert. Die Familie lebte zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht mehr in der Rohrbacher Straße, sondern in einem der sogenannten Judenhäuser in der Hauptstraße 136. Karoline Kaufmann wurde von Gurs aus in die Lager Récébédou und Noé verlegt. Seit 1944 lebte sie außerhalb der Lager in Frankreich. Genaueres ist nicht bekannt. Im Jahr 1946 konnte sie zurückkehren und lebte in Heidelberg, wo auch ihre beiden Töchter Elsa und Rosa, die mit nichtjüdischen Ehemännern verheiratet waren, mit ihren Familien lebten. Am 20.9.1950 ist sie gestorben.

 

Albert Kaufmann wurde am 4.6.1907 in Heidelberg geboren. Er erlernte den Beruf des Schneiders. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde er verhaftet, nach Dachau verschleppt und dort bis zum 16. Dezember 1938 inhaftiert. Am 22. Oktober 1940 wurde er nach Gurs deportiert, von dort am 17. August 1942 über Paris/Drancy nach Auschwitz, und am 4. Dezember 1942 ist er dort ermordet worden.

 

 

 

 

Ludwig Kaufmann und Gerda Kaufmann, geb. Fleischhacker, waren seit 1937 verheiratet. Sie wurde am 9.11.1913 in Hockenheim geboren, er am 24.3.1911 in Heidelberg. Ludwig Kaufmann machte eine kaufmännische Lehre und war danach u.a. in Mannheim und Ludwigshafen beschäftigt. Von 1933 bis 1936 war er Se­kretär des Heidelberger Rabbiners Dr. Fritz Pinkuss, bis dieser auswanderte.

 

 

Im gleichen Zeitraum war Gerda Kaufmann Hausangestellte in der Familie des Rabbiners. Beide bemühten sich intensiv um die Auswanderung, hatten wahrscheinlich sogar schon ein Affidavit (Bürgschaftserklärung), warteten mit gepackten Koffern auf die Erlaubnis zur Ausreise, aber es gelang ihnen nicht mehr zu entkommen. Am 22. Oktober 1940 wurden sie nach Gurs deportiert und von dort am 17.8.1942 über Paris/Drancy nach Auschwitz. Ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt, deshalb wurden sie am 8.5.1945 für tot erklärt.

 

 

Alfred Flor, der Enkel Karoline Kaufmanns, wurde am 19.10.1920 in Heidelberg geboren. Seine Mutter Elsa war mit einem nichtjüdischen Ehemann verheiratet, lebte daher in einer sogenannten Mischehe, was zunächst einen gewissen Schutz bedeutete. Alfred Flor wurde dennoch in der Pogromnacht am 9. November 1938 verhaftet, nach Dachau verschleppt und dort inhaftiert. Pfarrer Hermann Maas, zu dem die Familie Flor ein freundschaftliches Verhältnis hatte, erreichte seine Freilassung, weil er dafür bürgte, dass Alfred Flor Deutschland verlassen werde. Und im Dezember 1939 gelang es ihm schließlich, nachdem er zuvor verschiedene Formen der praktischen Berufsausbildung genutzt hatte, immer mit Hilfe von Pfarrer Maas.

Fast ein Jahr dauerte es, bis er in Palästina ankam, und auch die Einreise dort verlief dra­matisch. Die Briten hatten für die Einwanderung Quoten festgelegt, und diese waren zu diesem Zeitpunkt längst überschritten, so dass die Ankömmlinge nur als Schiffbrüchige an Land kommen durften. Nach einer absichtlich herbeigeführten Explo­sion auf der „Patria“ konnten sich die Passagiere an Land retten. Nach 11 Monaten Internierung in einem britischen Lager schloss sich Alfred Flor einem Kibbuz an, später lebte er in Holon und Carmiel Habroshim.

Alfred Flors Mutter Elsa (geb. 1901) und sein jüngerer Bruder Hans (geb. 1926) wurden am 15. Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert. Auch Rosa Heindl­meier (geb. 1899), die ältere Tochter Karoline Kaufmanns, und ihre 11jährige Tochter Edith (geb. 1933) waren bei diesem Transport. Alle vier konnten im Juli 1945 nach einer wochenlangen Irrfahrt von Theresienstadt nach Heidelberg zurückkehren.